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FAIR geht vor!

Ich bin Hundetrainerin, genauer gesagt „Tierpsychologin Schwerpunkt Hund“ und das seit mehr als einem Jahrzehnt. In all dieser Zeit habe ich im Umgang mit den Hunden meiner Kunden, aber auch mit meinen eigenen Hunden/Tieren Wert auf einen gewaltfreien Umgang gelegt. Trainingsmethoden, gerade im Bereich des Hundetrainings, werden immer wieder sehr kontrovers diskutiert. Seit einigen Jahren dürfen nur noch solche TrainerInnen (nachfolgend „Trainerin“ genannt) Hunde ausbilden, die eine behördliche Erlaubnis gemäß §11 Abs. 1 Nr. 8 f TierSchG erlangt haben. Damit sollte - so könnte man meinen - sichergestellt werden, dass Hundehalter in jedem Fall auf § 11 konforme Trainingsmethoden treffen. Welche Trainingsmethoden laut Tierschutzgesetz allerdings angemessen sind … So lautet § 1 Satz 2 TierSchG:

„Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Aber ab wann leidet denn ein Tier … ein Hund? Ab wann ist ein Training tierschutzrelevant? Ist wirklich jedem Hundehalter klar, ab wann das Training mit dem Hund nicht nur ethisch/moralisch verwerflich ist, sondern auch gegen das Tierschutzgesetz verstößt?


Ist es erforderlich, dass Hunden im Rahmen eines Trainings unter Aufsicht und Anleitung einer geprüften Trainerin mit den Fingern in die Flanken gestoßen wird? Ist es notwengig, dass Hundehalter von einer geprüften Trainerin dazu aufgefordert werden, ihren Hund mit Gewalt an der Leine über Schotter zu schleifen, weil er - sicherlich aus einem guten Grund - gerade nicht weiterlaufen will? Ist es zulässig, dass nach wie vor Trainerinnen ihren Beruf ausüben dürfen, die Kunden den Rat geben, ihre Hunde hungern zu lassen, bis sie bereit sind mit ihnen zu „kooperieren“ … besser gesagt, durch Hunger Verhalten erzwungen wird?


Die Vorstellung, dass diese und ähnliche Trainingsmethoden nach wie vor regelmäßig zur Anwendung kommen, erschüttert mich zutiefst. Du fragst dich, wie ich dazu komme, solche Behauptungen aufzustellen? Glücklicherweise habe ich all das nicht mit meinem eigenen Hund erleben müssen. Ich spreche auch nicht über das, was uns im TV als „angemessenes“ Training für unsere Hunde gezeigt wird. Nein, es sind Kunden, die diese Dinge mit ihren Hunden durchlebt haben und mir hiervon berichten. Hundehalter, die sich oftmals schlecht gefühlt haben, weil sie sich nicht früher von derart veralteten und wissenschaftlich widerlegten Trainingsmethoden abgewandt haben. Hundehalter, die sich im Nachhinein fragen, wie sie solche Trainingsmethoden überhaupt zulassen und diese akzeptieren konnten. Hundehalter, deren Bauchgefühl von Anfang an gegen diese Trainingsmethoden rebelliert hat. Hundehalter, die sich aber trotzdem nicht sofort von dieser Trainingsmethode abwandten, weil sie verunsichert waren von dem Label „geprüfter TrainerIn“.

 

Ich möchte dir gerne Tabea und ihren Shiba Inu Rüden Akimo vorstellen. Tabea ist so freundlich und erzählt uns, was sie gemeinsam mit ihrem Hund erlebt hat:


Mein Name ist Tabea (26 Jahre alt), an meiner Seite lebt der Shiba Inu Rüde Akimo (3 Jahre alt). Akimo ist der unerfüllte Traum meiner Kindheit und mein absoluter Augapfel.





Im Vorfeld wusste ich, dass die Erziehung eines Shiba Inus sich nicht einfach gestalten würde, daher entschied ich mich schon früh, die Hilfe einer Hundeschule in Anspruch zu nehmen. Bei der ersten Hundeschule buchte ich direkt das größte Welpenpaket mit Gruppen- und Einzelstunden. Die Grundsignale (Sitz, Platz, Bleib, Hier) erlernte Akimo schon in den ersten Tagen bei mir. Die größte Herausforderung beim Training lag darin, dass mein Hund sein Können auch unter Ablenkung zeigen sollte und der Aufbau eines zuverlässigen Rückrufs.


Methodischer Ansatz meiner ersten Hundetrainerin: der Futterbeutel. Akimo war über Futter kaum zu motivieren - auch nicht über ein Spielzeug. Entsprechend wenig bewirkte der Futterbeutel bei uns. Mir wurde aufgetragen, ich solle meinen Hund ausschließlich über den Beutel füttern. Motiviert wurde der Napf weggeräumt. Was geschah? Nichts - mein Welpe fing an zu fasten: Tag 1, Tag 2, am 3. Tag wurde mir das Ganze zu bunt. Doch wieder wurde mir gesagt: Er wird schon mitarbeiten, wenn er Hunger hat! An Tag 4 habe ich aufgehört, meinem Hund sein Grundbedürfnis nach Nahrung zu entziehen. Wenn er den Beutel einfach nicht mag, dann muss es einen anderen Weg geben. Leider hatte die Trainerin keinen Plan B. Wir sollten weiterhin an dem Training über den Futterbeutel festhalten. Mir wurde die Schuld dafür zugeschrieben, dass das Training nicht funktionierte. Also habe ich Tag für Tag mit Superleckerlis in dem Beutel weiter trainiert. Nach einigen Wochen mit dem Ergebnis, dass Akimo mich anknurrte und begann Ressourcen zu verteidigen. Der Ärger kam in mir auf, da ich nach all der Mühe keinen Schritt näher am Ziel war, dafür aber unerwünschte Verhalten meines Hundes verzeichnete, welches ich zuvor so nicht kannte.


Mir war klar, wir müssen die Trainerin wechseln. Ich entschied mich für eine örtliche Hundeschule. Die ersten zwei Termine waren zwar nicht direkt zielführend, aber die Trainerin war sympathisch. Daher entschloss ich mich, dem Ganzen trotzdem eine Chance zu geben. Ab der dritten Stunde wurde sie im Umgang mit Akimo sehr ruppig: Es wurde an der Leine gezerrt und rumgeschrien. Als ich sah, wie die Trainerin mit ihren eigenen Hunden umging, wurde es mir auch hier zu suspekt. In der Zeit danach passierte es dann immer häufiger, dass Akimo überall versuchte auszubrechen. Er nutzte jede Gelegenheit, durch offene Türen/Tore oder über Zäune zu flüchten, obwohl wir natürlich wieder liebevoll und ruhig im Umgang mit ihm waren. Völlig verzweifelt und in Sorge, dass er eines Tages überfahren wird oder nie mehr nach Hause findet, startete ich in einem Shiba-Inu Forum den Aufruf nach einem Trainer mit Erfahrungen mit eigenständigen Rassen. Ich wurde fündig. In der ersten Stunde war ich gefühlt der glücklichste Mensch der Welt, ich hatte das Gefühl, dass die Dame zaubern kann. Mein Hund hörte sofort wie eine eins. Doch nach der dritten Stunde wurden auch hier die Methoden härter: Schreckreize erzeugt mit einem Stück Schlauch, welchen ich vor meinem Hund auf den Boden schlagen sollte, waren hier das Mittel der Wahl. Das Zerren an der Leine sowie der Einsatz einer Rappelflasche, um Akimo zur Zusammenarbeit zu bewegen, kamen zum Einsatz. Als Akimo sich während des Trainings keinen Schritt mehr bewegte, wurde von mir verlangt, den Willen meines Hundes zu brechen, in dem ich ihn an der Leine über einen Schotterboden ziehen sollte. Während des Trainings kamen mir die Tränen. Ich war wieder ganz am Anfang, hatte die Bindung zu meinem Hund extrem strapaziert und war einfach unglücklich. Ich wollte mich nach diesen Erlebnissen nicht mehr auf die Suche nach einem weiteren TrainerIn machen. Akimo und ich machten einfach unser Ding. Leider blieben die bisherigen strafbasierten Trainingsansätze nicht ohne Folgen für meinen Hund: Er zeigte vermehrt unerwünschte Verhaltensweise und bekam epileptische Anfälle, deren Ursache nicht im Training lagen, allerdings durch den dort entstandenen Stress begünstigt wurden. Eigentlich begann ich mich mit meiner Situation abzufinden. Drei Trainingsversuche, jedes Training endete damit, dass ich dazu aufgefordert wurde, meinen Hund an der Leine zu zerren oder ihn mit Schreckreizen zu traktieren. Aus der Not heraus habe ich mir nochmal einen Ruck gegeben und weiter das Netz auf der Suche nach einem neuen TrainerIn durchforstet. Dann stieß ich durch Zufall auf den Kontakt von Clarissa „Hundepsychologin“. Es eröffnete sich eine neue Chance für Akimo und mich und sofort fing ich an, Clarissa eine E-Mail über unseren Leidensweg zu schreiben. Wir haben ewig telefoniert und Clarissa war die erste Trainerin, die mir mal so wirklich zuhörte. Die Erste, die mir keinen Vorwurf machte und mich nicht beschuldigte, die falsche Rasse gewählt zu haben. Die Erste, die nicht abfällig über mein heißgeliebtes Tier sprach, sondern einfach komplett emphatisch begann, Lösungsansätze aufzuzeigen. Auch, wenn schnell klar war, dass auch sie unsere Probleme nicht „mal eben“ beheben kann, wollte ich sie trotzdem persönlich kennen lernen. Durch die verschiedensten, zum Teil viel zu harten Trainingsansätze hatten sich selbsterklärend weitere, unerwünschte Verhaltensweisen manifestiert, welche wir innerhalb weniger Trainingsstunden super in den Griff bekommen haben.


Clarissa hat uns sehr viel Hintergrundwissen vermittelt und damit erreicht, dass wir besser verstehen können, warum unser Hund bestimmte Verhaltensweisen zeigt und wie wir damit umgehen können. So viel Schokolade hat die Welt nicht, um ihr dafür zu danken. Mir hat der Austausch so viel Kraft gegeben und auch Mut gemacht. Ich habe gelernt, meinem Hund Dinge zuzutrauen und auch, ihm wieder mehr zu vertrauen. Ich habe viele neue Trainingsansätze kennen gelernt. Habe gelernt, ruhig und liebevoll mit meinem Hund zu interagieren. Das Training mittels positiver Verstärkung und der gewaltfreie Umgang mit unserem Akimo haben so viel mehr bewirkt, als all das Ziehen, Zerren und Erschrecken zuvor. Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber wir haben jetzt den richtigen Weg eingeschlagen. Zu wissen, dass ich eine gewaltfrei arbeitende Trainerin mit einem offenen Ohr für unsere Probleme an meiner Seite habe, ist unheimlich beruhigend. Tatsächlich kann ich jetzt sagen, dass unser Training liebevoll gestaltet werden kann, zielführend ist und verdammt viel Spaß macht!


Mein Umgang mit Akimo hat sich unbewusst durch dieses gewaltfreie und verständnisvolle Training noch mal richtig weiterentwickelt und das spiegelt mir auch mein glücklicher Hund wider!


Soweit der Beitrag von Tabea und ihrem Akimo!


 

Wenn du dich für eine Hundeschule entscheidest, dann frage nach, ob du bei einem Training ohne deinen Hund zuschauen darfst. Schau dir an, wie mit den Hunden und den Menschen umgegangen wird. Könntest du dich in dieser Atmosphäre wohlfühlen? Wie geht die Trainerin mit einem Hund-Mensch-Team um, bei dem die Umsetzung von Aufgaben nicht sofort funktioniert? Kann die Trainerin auch diesem Team ein gute Gefühl geben und vielleicht andere Möglichkeiten zur Zielerreichung aufzeigen? Kann die Trainerin erkennen, wann ein Hund eine Pause benötigt? Falls du dich für ein Einzeltraining entscheidest, erkundige dich nach den Trainingsmethoden (arbeitet die Trainerin gewaltfrei?). Das ist vollkommen ok, denn schließlich zahlst du für das Training. Schaue dir gegebenenfalls an, an welchen Weiterbildungen die Trainerin teilgenommen hat. An welchen Vorbildern orientiert sich ihr Training? Lassen sich hier Hinweise auf aversive Trainingsmethoden erkennen? Abschließend möchte ich dich bitten, dein Bauchgefühl immer „on“ zu lassen.


Und, bitte sag NEIN, wenn dir der Umgang mit deinem Hund beim Training nicht gefällt! Wenn du nicht weißt, wie du „right“ von „wrong“ unterscheiden sollst, dann wende dich an „trainieren-statt-dominieren.de". Hier findest du gewaltfrei arbeitende TrainerInnen, die dir beim Training mit deinem Hund gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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