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Von RappelRappel ... ZischZisch über SpritzSpritz zu SchepperSchepper und sonstigen Schreckreizen


Irgendwie lebe ich in einer Traumwelt. Glaube ich doch immer wieder daran, dass die Zeiten, in denen Hunde mit Schreckreizen wie Rappeldosen, Wasserspritzern etc. traktiert wurden, vorüber seien. Was genau sind das für Situationen, in denen sich Menschen solcher „Hilfsmittel“ bedienen? Es sind genau die Situationen, in denen unsere Hunde eigentlich unsere Unterstützung benötigen, weil sie der Situation - warum auch immer - nicht gewachsen sind. Statt dessen gibt es Wasser von vorn, Rappeldosen die vor, hinter oder neben dem Hund mit lautem Getöse auf den Boden knallen (den Hund schlimmstenfalls auch noch treffen), Ketten/Schlüssel, die nach dem Hund geworfen werden, oder Zischlaute, die dem Hund klar machen sollen, dass sein aktuell gezeigtes Verhalten gerade unerwünscht ist.


Das Fatale daran ist, dass diese Mittel leider oftmals sogar ihre Wirkung zeigen und so den Menschen suggerieren, dass diese Methoden scheinbar zum Erfolg führen. Stellen sie doch mal eben so - wie auch nicht selten in TV-Doku-Serien vorgeführt - auf kleinem Dienstweg unerwünschte Verhaltensweisen wie Bellen, in die Leine springen usw. ab.


Was hingegen tatsächlich immer und immer wieder passiert, ist, dass Hunde in Situationen, mit denen sie ohnehin schon nicht gut klar kommen und in denen sie Angst haben, unsicher oder einfach aufgrund falschen Umgangs seitens des Menschen frustriert sind, eingeschüchtert werden.





Vor einigen Tagen, meine 20 Monate alte Labradorhündin Belle und ich waren wie so oft im Wald unterwegs, kommt uns auf dem Waldweg ein Mann mit einer angeleinten französischen Bulldogge entgegen. Da der Weg nicht besonders breit war, entschloss ich mich, mit Belle an die Seite zu gehen und sie dort etwas Futter suchen zu lassen, bis der Mann und sein Hund vorbeigegangen sind. Der Besitzer des Hundes hatte bereits eine Wasserflasche auf seinen Hund gerichtet, um ihm daraus eine Fontaine entgegen zu spritzen, falls dieser ein aus seiner Sicht unerwünschtes Verhalten an den Tag legen sollte.


Da es mich ehrlich interessiert, wie Menschen zu derartigen „Trainingsmethoden“ gelangen und welche Motivation dahinter steckt, habe ich nachgefragt. Die Antwort des Mannes war eine der TOP 5-Antworten auf meiner Hitlist: „Ich habe vor 30 Jahren schon Hunde der Rasse XY ausgebildet. Ich weiß wie man das macht!“ Ach so ist das. Seine weiteren Ausführungen waren neu für mich, schafften es aber sofort in die TOP 10 meiner Antworten-Hitlist: „Wollen Sie mir jetzt hier einen kynologischen Vortrag halten?“ Ich hatte es also mit einem „Fachmann“ zu tun, so dass dem nichts hinzuzufügen war. In jedem Fall war seine Antwort besser, als so manch andere Sprüche, die ich mir im Laufe der Jahre eingehandelt habe.


Der Einsatz von Schreckreizen funktioniert in vielen Fällen - augenscheinlich. Die meisten Hunde sind tatsächlich zunächst einmal beeindruckt, wenn man sie mit scheppernden Dosen bewirft oder ihnen plötzlich Wasser ins Gesicht spritzt. Wer wäre da nicht beeindruckt?



Was Menschen leider nicht bedenken, ist, dass der Hund aus der Situation nichts lernt außer, dass er von seinem Menschen in solchen Situationen keine Unterstützung zu erwarten hat. Ganz im Gegenteil, der Mensch wird unberechenbar für seinen Hund. Der Hund hält sich zurück, weil er eingeschüchtert ist, bekommt aber keine Informationen darüber, wie er sich in der Situation verhalten soll. Zusätzlich verbindet der Hund alles, was mit der konkreten Situation zu tun hat - andere Hunde, andere Menschen, Geräusche, Gerüche usw. - mit negativen Empfindungen. Kommt der Mensch erneut in eine solche oder ähnliche Situation, wird der Hund sich an seine negativen Empfindungen erinnern und vielleicht noch früher oder auch noch heftiger mit unerwünschtem Verhalten reagieren als zuvor.


Mein Wunsch ist es, dass Menschen sich mehr Gedanken über die Erziehung ihrer Hunde machen. Tipps und Ratschläge, die einen aversiven Umgang mit dem Hund oder gar Gewalt im Umgang mit dem Hund beinhalten, müssen unbedingt kritisch hinterfragt werden. Sie dürfen in der heutigen Zeit einfach kein Gehör mehr finden! Auch dann nicht, wenn sie von TrainerInnen in den Medien verbreitet werden. Die Tatsache, dass es jemand ins TV oder die Printmedien geschafft hat, ist noch kein Beweis für Qualität! Falls du im Training an einen Punkt kommst, an dem du allein nicht weiterkommst, suche dir bitte Hilfe bei einem der vielen positiv arbeitenden TrainerInnen. Dein Hund wird es dir danken!

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